// Was habe ich denn davon? – Kontextinformation – Ausgangssituation: vom Kollegen zur Führungskraft //
Marie ist 28 Jahre alt, im Vertrieb tätig und wird in ihrem Unternehmen als Talent gehandelt. Zu ihren Stärken zählt eine unglaublich schnelle Auffassungsgabe. Sie denkt über den Tellerrand hinweg, probiert gerne Neues aus und ist auch bereit, das Risiko zu tragen. Ihre ausgeprägte soziale Kompetenz und ihr Wille zur Kooperation haben sie über ihre Abteilungsgrenzen hinaus bekannt gemacht. Marie fühlt sich wohl in ihrer Abteilung. Sie besitzt eine umfangreiche fachliche Expertise und kommt gut mit ihren Kollegen und ihrem Vorgesetzten Lukas aus. Eigentlich läuft alles bestens für Marie. Es kommt noch besser. Zumindest scheint es auf den ersten Blick so.
Ein Auftrag von ganz oben trifft die Vertriebsabteilung. Der Umsatz soll innerhalb des nächsten Jahres um zehn Prozent gesteigert werden. Die Abteilung soll wachsen und neues Personal so rasch wie möglich aufgenommen werden. Marie soll ein Team übernehmen. Sie fühlt sich sehr geehrt. Soll sie doch eine der jüngsten Führungskräfte im Unternehmen werden. Die viele Arbeit und ihr Engagement der letzten Jahre haben sich gelohnt. Ein Traum wird für sie wahr.
Voll Euphorie und Bereitschaft, ihr Bestes zu geben, nimmt Marie das Angebot ihrer Führungskraft an. Ihr neues Team umfasst fünf Mitarbeiter: eine neue Mitarbeiterin und vier ihrer vormaligen Kollegen. Die Stimmung ist verhalten, als verkündet wird, dass Marie die Führung über das neue Team übernehmen soll. Sind doch alle ihre Kollegen, die nun zu ihren Mitarbeitern werden, länger im Unternehmen und älter als sie.
Die ersten Wochen in der neuen Position verlaufen nicht so, wie Marie sich das vorgestellt hat. Von ihrer anfänglichen Begeisterung ist fast nichts mehr zu spüren. Sie will ihre Aufgabe besonders gut machen, überschreitet dabei regelmäßig ihre (Belastungs-)Grenzen, sitzt lange im Büro und nimmt ständig Arbeit nach Hause mit. Entspannung findet sie in der wöchentlichen Yoga-Stunde längst nicht mehr. Auch ihre morgendlichen Läufe helfen ihr nicht mehr dabei, ihren Kopf frei zu bekommen.
Mit ihren Mitarbeitern (den ehemaligen Kollegen) läuft es nicht besonders gut. Immer wieder fühlt sich Marie persönlich angegriffen und reagiert teilweise emotional. Die Arbeit auf ihrem Tisch stapelt sich. Auch delegierte Aufgaben kommen zu ihr zurück. Machen die Mitarbeiter es doch nicht so, wie Marie sich das vorstellt.
Bei ihrem Vorgesetzten Lukas bleiben Maries Überforderung und ihre zunehmend schlechte Laune nicht unbemerkt. Eines Abends, als er auf dem Weg nach Hause ist, brennt immer noch Licht in Maries Büro. Er sucht das Gespräch mit ihr. Sie redet – und zwar ohne Punkt und Komma. Die Belastungen der letzten Wochen sprudeln nur so aus ihr heraus. Lukas macht sich Sorgen. Er will Marie keinesfalls als Mitarbeiterin verlieren. Nach einem langen Gespräch bietet er Marie an, an einer Führungskräfteausbildung teilzunehmen, um den Herausforderungen ihrer Position besser begegnen zu können. Er sichert ihr seine Unterstützung zu. Marie empfindet sein Angebot als gute und hilfreiche Idee. Sie stimmt zu und geht an diesem Abend erleichtert und zum ersten Mal seit Wochen ohne Arbeit nach Hause.